Das Offizin von Trechsel und Cleyn in Lyon

Buchdrucke aus dem Offizin Trechsel/Cleyn in Lugdunum (Lyon)

 

Der erste datierte Druck von Johannes Trechsel (auch Jean oder Johann Trechsel) fällt ins Jahr 1488 (1). Trechsels Herkunft ist unbekannt aber Georg Rettig, Rektor der Berner Universität in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sah eine Verbindung zur Gemeinde Burgdorf bei Bern, wo der Familienname häufig vorkommt und es 1475 einen anonymen Drucker gab (2). Auf Grundlage der verwendeten Drucktypen konnte aber kein konkreter Zusammenhang nachgewiesen werden. Andere Forscher verwarfen diesen Ansatz und verweisen auf andere Vorkommen des Familiennamens in der infrage kommenden Zeit. Auffällig ist ein Johannes Trechsel der in Nürnberg, einer frühen Hochburg des Buchdrucks im Jahre 1454 urkundlich erwähnt wurde.

Lediglich das Todesjahr Trechsels kann eindeutig bestimmt werden, da sein letztes Werk im Jahre 1498 von seinem Nachfolger Johannes Cleyn beendet wurde. Die beiden Söhne Trechsels waren zu dieser Zeit vermutlich noch sehr jung und kamen als Nachfolger noch nicht infrage.

Johannes Trechsel können mind. 41 Druckwerke zugesprochen werden und er zählt zu den wichtigsten Druckern der damaligen Buchstadt Lyon (Lugdunum). Trechsel begründete eine Generation von Druckern, deren Tätigkeit bis weit ins 16 Jh. reicht und dessen Einfluss den französischen Buchdruck nachhaltig prägte.


J. Cleyn

 

Johann Cleyn (auch Jean, Johanis, Johanne, Clein, Klein) ursprünglich wohl Johannes Schwab beendete das letzte Werk Trechsels, heiratete dessen Witwe und übernahm das Offizin im Jahre 1498 (3). Seine Druckermarke entspricht bis auf die Initialen derer von J. Trechsel.

Über seines Herkunft sind keine Details bekannt. Er bezeichnet sich aber in seinen Drucken selbst als „alemani“ oder „alemano“ (der deutsche). Auch sein Geburts- und Sterbejahr liegt im Dunkeln. Vor seiner Zeit in Lyon veöffentlichte er zusammen mit Peter Himmel einen Druck im Jahre 1490 in Venedig. Es kann davon ausgegangen werden, dass Cleyn die beiden Söhne Trechsels groß zog und später zu Druckern ausbildete. 1528 erfolgte der letzte Druck, welcher ihm zugeordnet werden kann.

 

Thalia Trechsel

 

Trechsel’s hochgebildete Tochter Thalia (auch Hostelye) heiratete den flämischen Humanist und späteren Buchdrucker Jodocus Badius (2) der 1503 sein eigenes Offizin in Paris eröffnete. Aus der Ehe gingen mind. vier Töchter hervor, deren Ehen mit Etienne und Morel wiederum zu wichtigen Offizinen des 16. Jh. führten.

 

Melchior und Kaspar Trechsel

 

Der erste nachweisliche Druck der beiden Söhne Trechsels datiert auf das Jahr 1530. Ob und in welcher Weise die beiden Brüder schon vorher als Drucker oder Verleger tätig waren ist nicht bekannt. Im Nachlass des des Basler Formschneiders Hans Lützelburger aus dem Jahre 1526 findet sich eine undatierte Bestellung Melchiors von Holzduckstöcken, welche jedoch erst in einem Druck von 1538 Verwendung fanden. Das letzte gemeinsame Werk erschien 1539. In einem Druck von 1541 wird im Kolophon nur noch Kaspar Trechsel genannt.

 

Quellen:

 

(1) Johannes Trechsel auf deutsche-biographie.de

(2) Kal Steiff - Allgemeine Deutsche Biographie (Band 38) - 1894.

(3) Wilhelm Josef Meyer - Die französischen Drucker- und Verlegerzeichen des XV. Jahrhunderts - 1970.

 

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  • Martin Gollasch - 23.07.2022 21:04:40 Uhr

    Ich räume gerade im Bereich Offener Metadaten auf und lege die Personen mit ihren Grundaten bei FactGrid an. Da war Ihre Info schon sehr hilfreich.


 

 

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