Das Portal der frühen Drucke

Als Inkunabel bzw. Wiegendruck bezeichnet man Bücher und Einblattdrucke, welche mit beweglichen Lettern in den Anfangsjahren des Buchdrucks hergestellt wurden. Den Startpunkt hierfür markiert die berühmte Gutenberg-Bibel (B42) um das Jahr 1454 und als Abgrenzung zu den späteren Post-Inkunabeln hat sich der 31. Dezember 1500 etabliert. Diese scharfe Abgrenzung deckt sich mit zahlreichen Änderungen im Layout und technischen Neuerungen um die Wende zum 16. Jahrhundert, welche die nachfolgenden Drucke meist deutlich von den frühen Anfangswerken unterscheiden. Die Erfindung des Buchdrucks mag aus der heutigen Perspektive recht profan wirken, sie markiert aber einen der bedeutsamsten Wendepunkte in der Geschichte der Menschheit. Viele Wissenschaftler markieren mit dieser entscheidenden Entwicklung das Ende des Mittelalters und die daraus erfolgten sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Konsequenzen prägen unsere Gesellschaft bis heute nachhaltig. Auf den nachfolgenden Unterseiten möchten wir Sie in die faszinierende Welt der seltenen Frühdrucke entführen. Im Fokus stehen hierbei Inkunabeln, Post-Inkunabeln und interessante Drucke der nachfolgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte.

 

Die Welt der Wiegendrucke im 15. und 16. Jahrhundert

 

Inkunabeln

Von Mainz aus verbreitete sich die neue Buchdruckkunst schnell über ganz Europa und bis zur Jahrhundertwende zum 16. Jh. hatten sich bereits rund 250 Offizinen (Buchdruckwerkstätten) etabliert. Mit steigenden Auflagen und effektiveren Produktionsprozessen sanken die Bezugspreise der Bücher und ermöglichten erstmals der Mittelschicht den Zugang zur religiösen und weltlichen Bildung.

Mit dem Siegeszug der Reformation im frühen 16. Jahrhundert erlebte der Buchdruck eine neue Blütezeit, welche jedoch mit dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges ein jähes Ende fand. Nach dem Westfälischen Friede jedoch erblühte der Buchdruck erneut und setzte seinen Siegeszug in den kommenden Jahrhunderten ungebremst fort.

Im Nahen Osten entfiel dieser kulturelle Effekt für lange Zeit. Bereits im Jahre 1483 wurde die Errichtung von Druckereien von Sultan Bajasid II unter Todesstrafe gestellt. Erst im Jahr 1727 wurde dieses Verbot letztendlich revidiert. Zwar hatten sich venezianische Kaufleute an Drucken in arabischen Schrifttypen für den Export versucht, so wurde 1537/38 der erste Koran mit modernen Verfahren gedruckt, welche im Osmanischen Reich aber nicht auf Akzeptanz stieß, wodurch der wirtschaftliche Erfolg ausblieb und es vorerst keine weiteren Versuche gab. Der hieraus erlittene Rückstand der morgenländischen Kultur konnte nach der Aufhebung der Verbote nicht mehr gänzlich aufgeholt werden.

 

Kunst, Kulturgut und wertvolle Investition

 

Auch aus dem 16. und 17. Jahrhundert gibt es zahlreiche bedeutsame Druckwerke, welche viele Sammler ansprechen. Auch hier gelten Kriterien wie Auflage, Erhaltung und nicht zuletzt die nachweisliche Provenienz. In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat der Markt für seltene Drucke reichlich Zulauf erhalten. Neben den bibliophilen Sammlern haben auch zunehmend private und institutionelle Investoren das Themengebiet als interessante Anlageoption entdeckt. Inkunabeln stellen hierbei sicherlich die Königsklasse dar aber auch die seltenen Drucke der nachfolgenden Jahrzehnten erweisen sich als interessantes Sammelgebiet und wertstabiles Investment.